Landkreis Regensburg und Holzforum Regensburger Land vergaben regiona-len Holzbaupreis 2023

09. Oktober 2023: Zahlreiche Gäste, darunter Vertreter aus Politik, Bauherren, Architekten, Planer und Holzbaufirmen konnte Landrätin Tanja Schweiger kürzlich im Bonifaz-Wimmer-Kinderhaus in Thalmassing zur Verlei-hung des Holzbaupreises 2023 begrüßen.

Bereits zum fünften Mal hatte der Landkreis Regensburg in Kooperation mit dem Holzforum Regensburger Land den regionalen Wettbewerb ausgelobt. Unter insgesamt 27 Einsendungen wählte die sechsköpfige Fachjury drei Preise sowie zwei Anerkennungen aus. Den ersten Preis teilen sich das Bonifaz-Wimmer-Kinderhaus der Gemeinde Thalmassing sowie Haus A der Herbstwiesen Beratzhausen. Den dritten Preis gewann ein Ersatzbau für eine ehemalige Scheune in Beratzhausen von Nicole Mützel, der unter dem Titel „Wohnen im Stadel“ eingereicht wurde. Einer der Anerkennungspreise wurde an das Einfamilienhaus in Holzrahmenbauweise in Hemau von Marlies Mirbeth verliehen. Mit dem zweiten Anerkennungspreis wurde der neue Kreisbauhof des Landkreises Regensburg in Mintraching-Rosenhof gewürdigt.

 „Unser Holzbaupreis stärkt die regionale Holzwirtschaft und zeigt, wie man mit dem heimischen Holz energiesparend und klimaschonend bauen kann“, erklärte Landrätin Tanja Schweiger die Bedeutung des Preises. Ein Drittel der Landkreisfläche bestünde aus Wald – Waldbewirtschaftung und Holzverarbeitung seien daher ein erheblicher Wirtschaftsfaktor in der Region. Kurze Wege in der Materialbeschaffung und solide Wertschöpfungsketten böten perfekte Bedingungen für modernen, nachhaltigen und regionalen Holzbau. Auch die Expertise bei der Planung und Ausführung sei vorhanden – eine Vielzahl an erfahrenden Planern und Holzbauunternehmen erleichtere den Bauinteressierten die Entscheidung fürs Bauen mit Holz. Die Landrätin hob die große Vielfalt der 27 Wettbewerbsbeiträge hervor. Jedes der eingereichten Objekte sei wertvoll und nachahmenswert und leiste einen Beitrag zur Wertschöpfung und zum Klimaschutz in der Region. Juror Adrian Blödt, Bezirksvorsitzender Oberpfalz im Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmererhandwerks, erläuterte die Entscheidungen der Jury für die Prämierungen. Die Wettbewerbsbeiträge präsentierten die Relevanz und Vielseitigkeit des modernen Holzbaus als Antwort auf zeitgenössische Herausforderungen. Die Jury achtete bei ihrer Bewertung auf solche Gesichtspunkte wie Nachhaltigkeit und regionale Wertschöpfung, Innovation und schlüssiges Energiekonzept.

 

Regionaler geht es fast nicht mehr

Das Einfamilienhaus in Holzrahmenbauweise in Hemau von Marlies Mirbeth wurde nicht nur wegen der stimmigen und architektonisch gelungenen Ausführung mit dem Anerkennungspreis ausgezeichnet. Das Objekt erfülle das Bewertungskriterium der Regionalität in beeindruckender Weise, denn sowohl bei der Konstruktion als auch bei der Innengestaltung wurde das Holz aus eigener Forstwirtschaft im Umkreis von 500 Metern verwendet, so die Jury. Architekt Franz Dürr schilderte die gestalterischen Herausforderungen bei der Planung des Objekts, das sich möglichst gut in die bestehende Hofsituation und Umgebung integrieren sollte.

 

Die Verwendung des Baustoffes Holz mit Vorbildcharakter im Landkreis Regensburg

Der zweite Anerkennungspreis ging an den neuen Kreisbauhof des Landkreises Regensburg in Mintraching-Rosenhof. Adrian Blödt zählte die Besonderheiten des Objektes auf: Schon der Einsatz von Holzbaustoffen in großem Maßstab mache dieses Projekt bemerkenswert. Auch die Neuinterpretation des „schützenden Hof“-Gedanken bei dem Bau, das aus verschiedenen Gebäudeteilen für unterschiedlichste Funktionen besteht, sei gestalterisch gelungen und ermögliche effiziente Arbeitsabläufe. Die Hybridbauweise aus Holz, Stahl und Beton bleibe sichtbar und zeige die Vorteile der Verwendung des jeweiligen Baustoffs für unterschiedliche Bereiche. Vor allem aber zeige der neue Kreisbauhof, dass es möglich ist, Holz auch für solche Bauwerke einzusetzen, die in der bisherigen Wahrnehmung der mineralischen Massivbauweise vorbehalten waren. Architekt Joachim Gutthann nannte eben dieses Miteinander von verschiedenen Baustoffen bei einem Funktionsgebäude wie dem Kreisbauhof als Lösung für ein stimmiges gestalterisches Konzept.

 

Wohnen im Stadel – eine gelungene Symbiose aus Tradition und moderner Architektur

Den dritten Preis bekam ein Ersatzbau für eine ehemalige Scheune in Beratzhausen von Nicole Mützel. Architekt Florian Gebauer bedankte sich bei der Bauherrin für ihren Mut, sich auf eine innovative Bauweise und Außengestaltung einzulassen. Bei dem Gebäude verzichtete man auf einen klassischen Dachbelag und setzte stattdessen über Fassade und Dachfläche eine einheitliche Verkleidung aus vorvergrauten Holzlatten in unterschiedlichen Tiefen ein, die die ursprüngliche Scheunencharakteristik aufgreift. Die herausragende reliefartige Gebäudehülle zeige die Möglichkeiten einer modernen Holzarchitektur, so die Jury. Der architektonisch und funktional gelungene Holzbau mit seiner nahezu nahtlosen Angliederung an den Bestand sei darüber hinaus beispielhaft für Nachverdichtung im ländlichen Raum.

 

Ein nachhaltiger Holzbau, der Lösungen für die Herausforderungen des demografischen Wandels und Flächenverbrauch anbietet

Das Gebäudekomplex Herbstwiesen in Beratzhausen ermöglicht dank der altersgerechten, barrierefreien Seniorenwohnungen ein selbstbestimmtes Wohnen im Alter. Die Jury bewertete vor allem den Einsatz der Holzbauweise für den Geschoßwohnungsbau als vorbildlich und vergab dafür einen von zwei ersten Preisen. Trotz der einfachen Verfügbarkeit von Decken in Massivholzbauweise wurde konsequent auf die Leichtbauweise zurückgegriffen. Dadurch konnten regionale Holzprodukte eingesetzt werden. Dies sei in dieser Gebäudeklasse derzeit innovativ und damit zukunftsweisend, erklärte Adrian Blödt. Auch das Energiekonzept, welches über ein sogenanntes Mieterstrom-Modell den Bewohnern günstigen Strom vom eigenen Dach zur Verfügung stellt, sei vorbildlich. Architekt Franz Dürr erläuterte sein Gestaltungskonzept mit durchdachten Grundrissen und großzügigen Balkonen, das den Bewohnern den Umzug von einem Haus in eine Wohnung erleichtern soll.

 

Multifunktionales Kinderhaus als Beispiel für das Bauen mit Holz für Kommunen

Der zweite erste Preis ging an das Kinderhaus mit Kinderkrippe, Kindergarten, Kinderhort und Gemeindebücherei in Thalmassing. Gewürdigt wurden bei diesem Vorhaben die gestalterische und konstruktive Exzellenz. Das multifunktionale Bauwerk setze sich aus einzelnen Häusern zusammen, die gegeneinander verschoben sind. Die sorgfältige Planung und Umsetzung der Details mit konsequentem Holzeinsatz sorge für eine hohe Aufenthaltsqualität und freundliche Ausstrahlung. Ebenso lobenswert seien die gelungene Einfügung des Objekts in das Landschaftsbild und das durchdachte Energiekonzept. Architekt Thomas Neumann aus München zeigte sich erfreut, wie kreativ und achtsam die Kinder und die Kinderhausleitung mit dem geplanten Bauwerk im täglichen Betrieb umgehen. Thalmassings Bürgermeister Rafael Parzefall, bekräftigte, dass sich Kinder, Eltern und das Personal in dem Holzbau sehr wohl fühlen und der Betrieb dank der vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde, der Pfarrei und Kindergartenleitung vorbildlich ist. Auch habe sich das Gesamtkonzept mit der Gemeindebücherei gut bewährt.

 

Der Vorsitzende des Holzforums Regensburger Land, Johannes Maag, dankte allen Wettbewerbsteilnehmern, dem Landkreis Regensburg und der Jury für ihren Einsatz. Der Holzhausbau habe in den letzten Jahren eine große Entwicklung durchgemacht. Mehrgeschossige Gebäude, Modul- oder serielle Bauweise seien die Schlagwörter für die Zukunft des Neubaus auch im ländlichen Raum. „Wir haben in unserer Region zahlreiche Holzbaufirmen, die sich vom traditionellen Handwerk zu modernen Hightech-Unternehmen entwickelt haben, die steigernden Anforderungen mit Bravour meistern und sich laufend weiterentwickeln.“

 

Die Publikation des Wettbewerbs 2023 kann über das Sachgebiet Wirtschaft, Regionalentwicklung und Tourismus des Landkreises Regensburg, Telefon: 0941 4009-469; E-Mail: regionalentwicklung@lra-regensburg.de, in Print- oder PDF-Format angefordert werden kann.

 

Landrätin Tanja Schweiger (Mitte) mit allen Preisträgern des Holzbaupreises 2023 und Bürgermeistern der Heimatgemeinden der Preisträger. Foto: Wenzel Neumann